Autor: Faylen7
An jenem Abend saß Link gemütlich vor dem Fernsehen. Ein toller Film lief gerade- eine Mischung aus Abenteuer, Action und Liebesgeschichte. Den Titel hatte er schon längst wieder vergessen- war ja auch unwichtig. Zelda hatte sich schon schlafen gelegt, aber er selbst wollte einfach mal ein bisschen abschalten. Zu dem Zweck blieb er noch eine Weile sitzen. Wenn er sich jetzt schlafen legte, würde er vor dem Einschlafen halb wahnsinnig werden. Er machte sich Sorgen um Zelda. Dieser Kerl in der alten Turnhalle, wer immer es auch gewesen ist, hatte es auf sie abgesehen. Er wollte sie töten- diesen unschuldigen Engel. Zelda...
Kaum dachte er an sie, konnte er nicht anders und lief in das obere Stockwerk, öffnete leise die Tür des Gästezimmers und schlich hinein. Die Schreibtischlampe brannte noch und zog als erstes Links Aufmerksamkeit auf sich. Langsam lief er hinüber und sah einige Zettel darauf verstreut. Papier mit einer wunderschönen, sehr eleganten Handschrift mit vielen Bogen und einer faszinierenden Eigenheit. Diese Schrift gehörte sicherlich nicht in die gewöhnliche Menschenwelt...
Link drehte sich um und sah seinen Gast ein Kissen umarmend in dem Bett liegen. Ihre einzigartige Schönheit ergriff Besitz von seinen Augen. Nicht nur ihre Schönheit, nicht nur ihr Äußeres... Ein sanftes Lächeln umspielte Links Lippen und der verträumte Ausdruck in seinem Blick kehrte zurück, nahm seinen Eigentümer gefangen. Er lief langsam hinüber zu dem zerwühlten Bett und blieb nur wenige Zentimeter vor Zeldas schlafendem Körper stehen.
Zelda schlief ganz ruhig, friedlich und zufrieden. Link beugte sich über sie und streichelte ihre Wange und strich einige blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht. Wie bildhübsch sie doch war. Warum nur trachtete man ihr nach dem Leben?
Langsam ging er wieder zu dem Schreibtisch, um dort das Licht auszuschalten, als sein Blick aber noch einmal auf diese wunderbare Handschrift fiel. Ob er das Recht besaß, diese Sätze zu lesen? Seine Neugier siegte und Link setzte sich einige Minuten auf einen Stuhl vor dem Tisch. Es war schwierig ihre Handschrift zu entziffern, aber nach einigen Minuten lasen sich die Zeilen dann von ganz alleine, vielleicht wusste Link um diese Handschrift, ohne es zu verstehen.
Sehend wandelte ich in der Dunkelheit, der Erbarmungslosigkeit von tausend Nächten und doch sah ich nicht, was ich sehen sollte. Mir selbst entrinnend, schweigen sogar die Gedanken, die mir übermittelt, die mir gegeben, da ich wissen sollte. Und irgendwo, am Rande jeglicher Gesetzmäßigkeit verfiel ich der Schuld, die ich doch trage. Dunkelheit, Finsternis, gemischt mit dem Gestank giervoller Dämonenseelen, verhext von eisigen Händen, die sterbliches und ewiges Leben stahlen, beschmutzt von blutendem Schein, dort wandelte ich... Trockenes Gras unter meinen Füßen, trocken und kalt, reißt an der Haut meiner Füße, schlitzt an meiner Selbst, da jenes Gras leben sollte. Die Dunkelheit entriss es ihm, entriss ihm den Saft des Lebens. Ein Bild dieser weiten Wiesen, als jene farbigen Bänder Leben in sich trugen, als Kinder über die alten Wiesen tobten, als Schlachten auf jenen weiten Grasflächen geschlagen wurden, rüttelte in meiner Seele. Wunden trägt diese Landschaft jetzt, die nie wieder heilen werden. Mörderischer Wind wehte mir ins Gesicht, schrie mich an, ich sollte kämpfen, flehte mich an, meine Pflicht zu tun, die ich nicht tun konnte, da ich versteckte, was mein Gesicht sagen wollte. Meine Pflicht... ich besaß diese Pflicht...
Ich bin mir selbst so fremd, erkenne den untrüglichen Sinn nicht, verfremde mich mit jeder schweigenden Sekunde, die mein wahres Ich gefangen ist in der Schuld, weggelaufen zu sein. Mein Blick, der doch nicht der meinige ist, da er versteckt, in den Augen gefangen hält, was ein Fluch ist...
Etwas zwang mich niederzuknien, atemlos, erschöpft, sank ich auf meine Knie und berührte das verstaubte, leblose Gras auf jenen einst so blühenden Hügeln und doch ist da nichts in mir. Ich fühlte eine Träne über meiner Wange. Mehrere Tränen fielen hinab und wurden von rissigem, toten Erdboden aufgesaugt. Das winzige Leben eines empfindenden Wassertropfens erlosch angesichts der Grausamkeit jener Finsternis und nur ich... fand die Schuld...
Erstarrtes Blut am Horizont, schrecklicher Tod und Verzweiflung ohne Namen beherbergen diese Welt in meinen Träumen und dennoch sehe ich nicht... ich fühle nicht... und ich lebe nicht...
Entsetzt legte Link den Zettel beiseite und drehte sich zu dem schlafendem Mädchen in dem riesigen Ehebett um. Er fühlte Traurigkeit in sich zunehmen, fühlte einen gemeinen inneren Druck und Angst um dieses Geschöpf. Ihre Träume... sie schienen noch grausamer zu sein, als seine eigenen und die Art und Weise, wie sie beschrieb, was sie empfunden hatte, was sie verstehen wollte, weckte nicht nur Mitgefühl in Link, sondern das Gefühl, ihr diese Träume abzunehmen...
Link löschte das Licht und ging wieder aus dem Zimmer und legte sich jetzt ebenfalls schlafen. Mit einem letzten Gedanken an Zelda schlief er ein, hoffend, dass alles gut werden würde...
Als Link am nächsten Morgen am Frühstückstisch saß, glaubte er aus allen Wolken zu fallen. Er las aus der neusten Zeitung laut vor: „ ,Schülerin der Oberstufe bedroht unschuldige Menschen aufgrund Eifersuchtsattacke.’ Ach du Schreck, Maron. Sie wird jetzt beschuldigt, die Menschen in der Halle in Gefahr gebracht zu haben.“ Link sah Zelda eindringlich in ihre Augen. „Nun, schließlich leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert- keine Zeit für Aberglauben- und wenn wir irgendjemanden erzählen wollten, dass sich ein Dämon ihrer bemächtigt hatte, wird uns kaum jemand glauben. Ich wüsste nicht, mit wem wir reden sollten. Polizei- nein... Link, ich weiß nicht, wie wir Maron helfen können.“
„Ja, ich habe auch keine Idee. Aber irgendetwas müssen wir unternehmen. Sie hat bestimmt eine Anklage am Hals. Also, komm. Lass uns gehen.“ Link schnappte seine Jacke, nahm Zelda an der Hand und rannte mit ihr aus dem Haus. „Sag mal, du weißt, wo du hin willst?“
„Jep.“ Zelda, verdutzt über Links Fähigkeit schnelle Entscheidungen zu treffen, wurde willenlos hinterher gezerrt.
Link aber wusste tatsächlich, was er wollte. Er rannte in Richtung Stadtzentrum und suchte nach einem bestimmten Geschäft, welches erst neu errichtet worden sei. Er blieb stehen und schnaufte. „Link, woher wolltest du eigentlich wissen, dass ich mit wollte“, keuchte Zelda, die noch mehr außer Puste war als er.
„Also wirklich, ich kann dich doch gerade jetzt nicht alleine lassen.“
„Was?!?“
„Nichts weiter, komm hier entlang.“ Für Link gab es einen bestimmten Grund, Zelda nicht mehr aus den Augen zu lassen. Sie schwebte in großer Gefahr und Link hatte sich gestern Abend geschworen, sie zu beschützen. Er würde derjenige sein, der sie rettete…
„Ah, da ist es ja!“ Und Link deutete auf das neuerrichtete Antiquitätenzentrum. Sie begaben sich ins Innere und bewunderten die alten Kunstschätze, die hier ausgestellt waren. Sie folgten einen langen Gang und mussten Acht geben von den Menschenmassen nicht ertrampelt zu werden. An den Wänden hingen zahlreiche ältere Gemälde, sicherlich aus der Zeit der Romantik, denn auf ihnen waren oftmals Landschaften zu sehen. Zelda war fasziniert. „Sieh’ dir nur diese Schönheiten an.“
Sie liefen weiter und kamen jetzt in ein Abteil mit alten Vasen, Urnen, Schränken, reichlich verzierten Tischen, wunderschönen Himmelbetten etc. In einer Ecke stand eine Person, die Link und Zelda beide kannten: Naranda Leader. Sie unterhielt sich mit einigen Kunden. Ihre feuerroten Haare hatte sie zu einem eleganten Zopf verbunden. Als sie Link und Zelda ins Auge fasste, entschuldigte sie sich bei ihren Kunden und lief schnurstracks auf die beiden zu. „Na ihr zwei? Wusste doch, dass ihr mal vorbeischaut. Ich weiß schon, worum es geht.“ Link begegnete ihr mit einem misstrauischem Blick. Die Lady allerdings blieb gelassen und setzte hinzu. „Ich nehme an, du heißt Link und du...“ Sie blickte fast ehrfürchtig in Zeldas Antlitz. „... Du musst Zelda sein, nicht wahr? Jetzt guck’ nicht so entsetzt, Link. Du wirst später schon noch herausfinden, wie ich über euch Bescheid wissen konnte. Aber noch ist die Zeit zu früh. Ihr habt noch viel vor euch... Aber unwichtig, jetzt müssen wir erst einmal diesem Mädchen, wie war gleich ihr Name, Maron, helfen.“ Link stellte sich ein wenig vor Zelda, er war immer noch skeptisch.
„Ich habe einige Freunde bei der Polizei. Ich habe sie bereits verständigt. Man überarbeitet den Fall gerade.“ Link konnte es einfach nicht fassen. Er schaute sich um und redete dann sehr leise. „Sie wissen, dass ein Monster aus ihrem Körper gekrochen kam. Woher?“
„Ich bin eine gute Beobachterin.“
„Aber, das war schließlich ein Monster. Das ist doch...“
„Verrückt? Vielleicht. Aber würdest du denn in Frage stellen, was du selbst gesehen hast?“ Link schüttelte den Kopf.
„Du wolltest sicherlich eine andere Erklärung, die kann ich dir aber nicht geben.“
„Können Sie mir dann wenigstens sagen, weshalb, aus welchem Grund dieses Scheusal uns verfolgt?“ Naranda holte tief Luft und sah sich dann um. „Ich wünschte, ich könnte das.“
„Na gut. Ich würde meinen, wir verschwinden wieder und besuchen mal Maron, okay?“
Als er Zelda ins Gesicht sah, nickte sie. Sie schien abwesend zu sein. Link ging mit ihr aus der Halle, nachdem sie sich von Naranda mit einem „Bis bald“ verabschiedet hatten.
„Alles okay“, meinte Link, als Zelda immer noch über irgendetwas nachgrübelte.
„Zelda, hallo? Bist du noch da?“
Sie erschrak leicht und blickte Link ins Gesicht. „Was?“
„Warst wohl nicht hier, he?“
„Ja... irgendwie nicht.“ Zelda schien immer noch über eine Sache nachzugrübeln.
Als sie den Park durchquerten und sie immer noch nichts sagte, wurde Link ein wenig missmutig. „Erde an Zelda...“ Sie lief ein wenig hinter ihm und Link kam es so vor, als würden ihre Schritte immer langsamer werden. Sie träumte... „Zelda.“ Link blieb stehen und blickte in den Park, mit seinen sauberen, grünen Wiesen, wohlgeordneten Wegen und den Menschen, die hier picknickten. Kinder spielten Federball, sie waren glücklich und hatten keinerlei von den Problemen, die Link und Zelda über sich ergehen lassen mussten. Erinnerte sie sich etwa an etwas aus ihrer Vergangenheit, an ihren wahren Namen?
„Zelda, du... bedeutest mir sehr viel“, sagte Link, sicher, dass sie es nicht gehört hatte. Sie lief weiter, dann auf eine Grünflache zu und pflückte einige Blumen. Link folgte ihr.
„Das habe ich öfter getan... Ich kann es sehen, sehe, wie ich niederknie auf einer riesigen Wiese, mitten auf einer riesigen Landschaft. Im Hintergrund sind riesige hohe Berge und in der Mitte dieser stolzen Berge, ein Gipfel aus dem manchmal Lava quillt... Ich sehe dieses Bild so klar und deutlich, das ist mehr als Einbildung.“
„Sicherlich ist es das. Redest du jetzt wieder mit mir?“ Zelda machte ein unschuldiges Gesicht. „Tut mir leid Link. Das war nicht nett von mir, hm?“
„Nein, das war geradezu unverzeihlich... welch’ Schande!“ Zelda stand auf, lief auf ihn zu und lächelte kurz. Link wollte sich gerade umdrehen und weitergehen, als Zelda sich zu ihm wand und ihm einen Kuss auf die Wange gab.
„Wofür war das denn?“ Link lief puterrot an. „Du bedeutest mir auch unheimlich viel, mein Beschützer.“ Zelda lachte und rannte zu, während Link mit offenem Mund stehen blieb und ihr nur hinterher sah...
Vor dem Haus von Maron blieben Zelda und Link kurz stehen. Link wollte gerade an der Klingel läuten, als Rick die Straße hinunterlief. „Link“, rief er, „Willst du auch zu Maron?“ „Ja, wir wollten sehen, wie es ihr geht.“ Rick schaute zur Seite und schien Link nicht in die Augen sehen zu können. „Ich frage mich nur, was in sie gefahren ist... Sie ist ein guter Mensch und hätte Zelda niemals was zu leide getan. Wenn ihr zwei nur hier seid, um ihr Vorwürfe zu machen. Dann werde ich verhindern, dass ihr hier reinkommt.“ Link hatte Rick immer gut verstanden. Er war mächtig besorgt um Maron. Aber er wusste auch, dass sie tatsächlich den Bogen auf Zelda gespannt hatte.
„Rick, jetzt hör mir mal zu. Wir wissen beide, dass Maron zu so etwas nicht fähig ist und wir kennen den Grund dafür. Wir wissen, was wirklich geschehen ist und wollen ihr erklären, dass sie sich keine Vorwürfe machen muss- für etwas, an dem sie keine Schuld trägt, was sie nicht einmal getan hatte.“ Link sah seinem Freund direkt ins Gesicht und meinte: „Ich kann dir vielleicht nicht die volle Wahrheit erzählen, aber du musst mir vertrauen, dass Maron nur das Opfer einer üblen Machenschaft wurde.“ Zelda sah Link an, dessen Entschlossenheit teilweise auf sie überging. Links Kühnheit und Tatendrang waren geradezu ansteckend.
„Link hat Recht. Noch können wir dir nicht erklären, dass Maron keine Schuld trägt. Das Wissen, welches dann in dir wohnen würde, könnte dich in gefährliche Situationen bringen. Darum solltest du Link und mir vertrauen. Bereits vor wenigen Stunden wurde in die Wege geleitet, Marons Unschuld anderen und auch ihr selbst zugänglich zu machen.“ Zelda und Link klangen beide, als kämen sie von einem anderen Stern. Rick blieb keine andere Wahl, als ihnen zu vertrauen.
Plötzlich öffnete jemand die Tür in das Haus, indem Maron wohnte. Ihre kleinere Schwester öffnete. Sie war etwa zehn Jahre alt und war mit Maron sehr leicht zu verwechseln... Auch sie besaß braune Locken, die über ihre Schulter fielen und hatte eine warme, nussfarbene Augenfarbe.
„Ihr wollt bestimmt zu Maron. Sie wartet in der Stube“, sagte sie mit einer piepsigen Kinderstimme. Sie folgten dem kleinen Mädchen, was schneller als der Blitz davon humpelte und rief: „Maron, Maron, dein Prinz ist hier... Maron.“ In der Wohnstube saß Maron, kreidebleich, mit einer engen Decke umschlungen, einer Tasse Tee in der Hand auf der Couch und weinte... Link war außer sich. Was hat dieses Scheusal ihr nur angetan? War das ein Resultat, wenn eine dunkle Energie sich dem Körper bemächtigte? Fassungslos trat Link näher. Maron reagierte nicht, sie zitterte, als ob ihr Körper mit Eis umrahmt wäre. Ihre Wangen wirkten eingefallen und überhaupt sah Maron so aus, als ob sie innerhalb von zwei Tagen um zehn Jahre gealtert war. Marons ältere Schwester Grazia, etwa 23 Jahre alt, stand ebenfalls in der Wohnstube und schüttelte den Kopf: „ Das geht jetzt schon seit gestern so... Sie... meine kleine Schwester...“
Link verstand nun endgültig, was die Bestie von gestern gemeint hatte. Er würde alles in seiner Umgebung quälen, alles zerstören- bis seine Verzweiflung und Wut über seine Grenzen hinausging. Link setzte sich und versuchte zu Maron durch zu dringen, was nicht gerade leicht war. Sie redete wirres Zeug und hob ihre Stimme wie eine Wahnsinnige: „Das Böse... kommt und geht... bis kein Wind mehr weht... Das Böse verschlingt die Welt... bis keine Hoffnung mehr zählt... Das Böse ist nah... Das Böse ist da... Es wird euch alle verschlingen... es wird euch nicht gelingen... Das Böse vernichtet das Leben... es wird keine Menschen mehr geben...“ Links Augen standen starr, er war zu entsetzt über ihren seltsamen Gesang. Grazia meinte: „Das sagt sie schon seit gestern immer und immer wieder.“ Dann presste Maron ihre Hände an die Ohren, und wippte auf der Couch hin und her. Zelda kniete zu ihr nieder, nahm ihre Hände und sagte: „Lass es keine Macht über dich gewinnen...“ Maron blickte kurz zu ihr und begann plötzlich zu weinen. Dann schrie sie frei heraus: „Ich habe alles gesehen... er will uns alle töten.“
„Maron, jetzt reiß dich zusammen. Erkennst du mich, ich bin es, Link.“
„Link?“ Ihre Augen wurden klarer. Rick kam nun auch näher: „Maron...“ Sie sah ihn an und ihr Blick schien sich zu wandeln. Ihr Schockzustand wich nun langsam ihrer Vernunft und der Kraft ihres Herzens. „Rick.“ Ja, sie erkannte nun die Personen, die im Raum standen. Ihre ältere Schwester Grazia warf sich ihr zum den Hals.
„Leute, was ist denn nur geschehen. Ich weiß nur noch... ja, wir waren doch Bogenschießen.“, sagte Maron verwirrt.
„An mehr kannst du dich nicht erinnern?“ Link hätte sich die Frage auch sparen können, eigentlich war ihm die Antwort doch klar. Rick fiel der geschockten Maron vor Freude um den Hals.
Link jedoch winkte Zelda zu, er wolle sie kurz mal sprechen. Sie folgte ihm in ein Nachbarzimmer. „Was sollen wir nur tun? Wenn er sich noch mehr Menschen untertan macht... dann...“
„Link, ich...“
„Ja?“
„Können wir vielleicht heute Abend in aller Ruhe darüber reden. Ich kann im Moment keinen klaren Gedanken mehr fassen...“ Link sah sie mitfühlend an. Er ging auf sie zu und hob mit einem Zeigefinger ihr Kinn nach oben, sodass sie ihn direkt in seine tiefblauen Augen sehen musste. „Okay, besprechen wir das heute Abend... aber nicht zu lange, sonst könnte es noch sein, dass ich durchdrehe und wenn ich erst einmal so weit bin, tue ich die dümmsten Sachen... ja?“ Sie lächelte ihn an und konnte aufgrund seines Charmes gar nicht anders.
Sie blieben noch eine Weile bei Maron, die sich über jede Gesellschaft freute. Sie erzählten ihr alles, was vorgefallen war. Besser sie erfuhr es aus dem Munde der Freunde als aus einem billigen Schmierblatt, wie der Morgenzeitung. Alles aber konnte ihr genauso wenig wie Rick mitgeteilt werden…
Maron konnte es nicht glauben... Aber Zelda beruhigte sie, dass bereits eine Bekannte von ihnen sich der Sache angenommen hatte und sie mit nichts rechnen musste, dass in irgendeiner Weise ihrem Ruf schadete.
Auf den Abend verabschiedeten sich Link und Zelda von den drei Schwestern und von Rick, folgten dem Weg nach Hause. Sie sprachen kaum miteinander- und wenn, nur über belanglose Dinge. Als der Abend kam, ging Zelda ohne ein Wort in das Gästezimmer und lehnte sich an die Bettkante. Den ganzen Tag über hatte sie es heruntergeschluckt... Aber sie hatte furchtbare Angst, seit dem gestrigen Tag. Diese Ängste kamen ihr vertraut vor, sie sorgte sich um Link, sorgte sich um die Dinge, die noch passieren würden, fürchtete sich vor der Nacht, vor dem Tag... vor der Erinnerung. Alte Bilder kehrten nun immer häufiger in ihr Bewusstsein zurück, sie fragte sich, ob an manchen Geschichten nicht doch ein Funken Wahrheit dran ist. Wer war sie nur, dass sie sich für diese Welt so verantwortlich vorkam?
„Ich bin ein ganz normales, gewöhnliches Mädchen.“ Aber sie wusste, dass das nicht stimmen konnte. Ihr Herz sagte es ihr, flüsterte... folge dem Schicksal...
Link stand vor ihr und trug ein seltsames blassblaues Gewand. Er seufzte, wir dürfen es nicht ignorieren. Was durften sie nicht ignorieren? Er sah sie so liebevoll an, so als könnte die Welt um ihn herum versinken, aber sein Blick würde standhaft bleiben. Dann verschwand sein Bild, wie als ob die Nebel der Erinnerung es verschlingen wollten. Eine weitere Person sprach zu ihr... eine weise, ältere Frau, deren Stimme sie immer respektiert hatte. „Wir müssen uns beeilen, Prinzessin.“ Sie folgte der Frau, wusste, dass etwas schreckliches passiert war. Sie durchquerten mit Pferden eine riesige Art Steppe, mit grünen Wiesen, und nur wenigen Bäumen darauf. Vor einem See, so schön und gefüllt mit dem reinsten Wasser, blieben sie stehen. In der Mitte des Sees befand sich eine kleine Insel. Zelda blickte zu ihr und dann in den düsteren Himmel. Ein Gewitter braute sich zusammen. Zarte Regentropfen fielen, verdichteten sich, wurden schwerer, größer. Die schlanke, muskulöse Person mit dem dunklen Umhang winkte ihr zu und meinte, sie müssten unbedingt mit dem Boot zur Insel hinausfahren. Zelda stieg ein und beobachtete, wie die Person ihr gegenüber mit den Paddeln das Boot vorantrieb. Rote Augen starrten sie an, teilweise mit Angst erfüllt, teilweise aufmunternd. Sie waren an der Insel angekommen... Zelda stieg aus, wollte durch das Unwetter erkennen, was vor sich ging, doch sah nur, wie der Eingang zu einem heiligen Ort- Treppenstufen, die nach unten, in den See hineinführten, allmählich verblassten... Sie wollte es sehen, wollte wissen, was das zu bedeuten hatte, aber alles verschwamm wie Tinte auf Papier, die von einer Träne überdeckt wurde. Alles verging, wie Erinnerungen unter der Macht der Zeit. Sie wünschte, sie könnte es festhalten, das Bild aus der Vergangenheit... die Wahrheit.
Zelda saß immer noch an der Bettkante, war zu erschöpft um aufzustehen und ließ sich einfach in die Ohnmacht fallen, mit dem Wunsch auf einen glücklichen Traum, mit der Hoffnung ruhen zu können, nichts mehr zu wissen oder zu ahnen, egal ob es Zukunft oder Vergangenheit betraf. Sie wollte einfach leben... Link, hilf mir bitte...
Link trat in das unbeleuchtete Gästezimmer ein und glaubte schon, Zelda würde bereits schlafen gegangen sein. Er lief auf das Bett zu, und sah, wie sie zusammengehockt auf dem Boden saß. Er kniete zu ihr und berührte ihre Schultern. „Zelda...“ Sie rührte sich nicht. Er nahm sie in seine Arme und legte sie in das Bett, als sie plötzlich schluchzte: „Link... bitte verlass’ mich nicht...“ Zelda fantasierte. Hatte sie wieder einen Alptraum? Link deckte sie dann mit einer Decke zu, legte sich zu ihr auf das Bett, umschlang ihren Bauch und blieb. Er würde solange bleiben, bis sie aufwachte. Sie umklammerte seine Arme. Seine Nähe tat unheimlich gut... Aneinander gekuschelt, in der Wärme des anderen, in der Wärme jener Person, die mehr als ein anderer das eigene Schicksal teilte, ein Gefühl, welches Trost und Ruhe spendete, ein Gefühl, unvergleichbar und angenehm. Sein Kinn an ihren Hinterkopf gelehnt, schlief auch Link ein und ließ sich seit langem einmal wieder in einen Schlaf fallen, der ihn entspannte, durch den er sich am Morgen besser fühlen sollte. Jetzt würde er sie nie wieder alleine lassen... nie mehr wieder.